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Zwei Stunden Untergrund

Viele weitere Wandermöglichkeiten gab es gestern an der Nordseite des Vukans nicht und wir hatten nicht vor den Kraterrand zu besteigen. Aber ein Tag blieb uns noch, bevor wir unseren Jamboree beim Tire und Brake Service abgeben können. Also fuhren wir am 28. Juni los um die Südseite des Mount St. Helens zu erkunden. Das sich der Ausbruch vor 29 Jahren hauptsächlich horizontal gegen die Nordseite ereignete, blieb die Südseite bis auf ein bisschen Asche und vereinzelte Schlamlawinen verschohnt. Wir hatten so nicht allzu grosse Erwartungen und nahmen uns einfach zwei Sehenswürdigkeiten auf der Karte vor: Ape Cave und Lava Canyon.

Nach 38 Meilen Fahrt von Woodland aus erreichten wir nun also Ape Cave. Bei dieser Bezeichnung stellten wir bloss eine kleine Höhle vor, die man schnell besichtigen kann – es stellte sich aber als etwas längeres heraus. Nach ein paar Metern Laufen gelangte man zum Eingang der Höhle, dabei handelte es sich um ein Lava Tube (Lava Röhre). Diese Tubes entstanden in fliessenden Lavaströmen, die aussen langsam abkühlten und erstarrten. Im Innern aber hielt sich die Temparatur und Lava konnte durch eine Art Tunnel weiterfliessen. Nachdem die Eruption endete, leerte sich dieser Tunnel – die Lava Tube ist komplett. Das Exemplar, vor dem wir stehen, war über 1 1/4 Meilen begehbar. Sofort kehrten wir zu unserem RV zurück um die kurzen Hosen gegen lange auszutauschen und uns mit Faserpelz und Gaslampe auszurüsten.

Als wir die Treppenstufen in den Tunnel stiegen, konnten wir uns gleich einer Gruppe mit Ranger anschliessen. Der Ranger zeigte, dass durch diesen 2000 Jahre alten Tunnel mehrere, zeitlich verschobene Lavaströme geflossen sind und so mehrere Wände und teilweise unvollständige Decken geschaffen wurden. Die Decken wurden dabei durch die herrschende Hitze im Tunnel teilweise wieder geschmolzen, so dass sich eine ripplige Oberfläche bildete. Das alles war einfach nachvollziehbar, sah man doch alle Merkmale klar und deutlich unter seinen Füssen und über den Köpfen. Die Gruppe lief lediglich etwa 20m weit in den Tube und kehrten dann um. Zurück blieben Janine und Pascal, die nach grösserem Abenteuer strebten. Etwa 1 1/4 Meilen weiter war der zweite Aus- bzw. Eingang der Höhle – da wollten wir hin 🙂

Unserer kleine Gaslampe war im Vergleich zu den Gaslampen des Rangers nicht ganz so Hell, jedoch heller als Taschenlampen. Als Backup waren wir jedoch auch mit einer Taschenlampe ausgerüstet. Der Gang durch den Tunnel war zur Hälfte einfach – der Boden durch den letzten Lavafluss relativ eben bedeckt. Der andere Anteil unserer Untergrundwanderung war ein bisschen anstrengender. Die Decken waren an vielen Orten eingebrochen, so dass man über die Steine Klettern musste. Diese Einstürze sahen manchmal so aus, als würden sie bis zur Decke verlaufen und wir so nicht weiterkommen könnten, aber es ging immer genauso runter auf der anderen Seite. Es gab auch zwei, drei Lavafälle, bei denen man mit allen vieren Klettern musste. Immerhin – der Tunnel war stets mindestens so hoch, dass man nicht kriechen musste :). Nach etwa 1h 50min Wandern durften wir dann endlich wieder an die frische Luft. Zurück gings oberirdisch entlang des Lavastromes.

Nach dieser Höhlentour fuhren wir zu einem weiteren, ungeplanten Highlight unseres heutigen Tages: Dem Two Forests Trail. Auch hier befand sich der Trail auf einem alten Lavastrom. Das spezielle hier: Der zwei Meter hohe Lavastrom kam an diesem Ort zu stehen. Alle Bäume, die hier erfasst wurden, im Lavastrom umfielen oder stehen blieben verbrannten nach dem Erstarren der Lava. Was dann übrig bleibt, sind Löcher von ehemals stehenden gebliebenen Bäumen und Tunnels von gefallenen Bäumen. Der Name Two Forests kam nun daher, dass sich in diesem erstarrten Lavastrom der alte Wald zeigt und nun 2m darüber langsam ein neuer Wald gebieldet hat. An einem Ort kann man sogar durch einen solchen Baum-Tunnel kriechen. Wie man sich vorstellen kann, war das ziemlich eng, aber die Erfahrung sich durch einen Abdruck eines Baumes (man konnte den genauen Abdruck der Rinde in der Lava erkennen) zu zwängen, war schon eindrücklich.

Weiter gings zum 9 Meilen entfernten Lava Canyon im Osten des Mount St. Helens. Unterwegs konnten wir endlich einen Blick auf die Südseite des Berges werfen, davor versperrte stets Wald unser Blickfeld. Im Gegensatz zur Nordseite gab es hier 1980 keine Druckwelle, so dass der Wald immernoch da steht, wo er schon lange gestanden hat. Ganz heil vom Unglück davon gekommen ist aber auch diese Bergseite nicht. Der Lava Canyon war bis 1980 ein normales Tal mit Bach. Beim Ausbruch bildete sich dieser Bach zu einem zementartigen Fluss und riss über eine Breite von etwa 100m alles mit. Der Boden wurde dabei so tief erodiert (nach unserer Einschätzung teils bis 10m), dass alte riesige Lavaströme zum Vorschein kamen. Nun fliesst der damalige Bach also in einem felsigen Bett aus Lavagestein. Der Trail war leider nicht allzu lang, da eine Brücke und der Pfad dazu aus uns unbekannten Gründen gesperrt wurde.

Der ereignisreiche Tag äusserte sich wieder einmal in unserer Müdigkeit. Da nun aber erst halb vier Uhr war, fuhren wir zurück und stoppten unterwegs beim Yale Lake um ein bisschen an die Sonne zu liegen und vor der Rückkehr zum Camping nochmals so richtig Energie zu tanken.

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4 Reaktionen zu “Zwei Stunden Untergrund”

  1. Mam - Monica sagt:

    Nach gut 2 Monaten scheint euere Sprache untereinander schon englisch zu sein. Wirds etwa Zeit das ihr nach Hause kommt???? mam and pa

  2. Baumo sagt:

    Mam – Monica,
    warte nur bis die zwei bei uns zu Besuch kommen. Sie werden never again speak German.

    Baumo

  3. Hi you – in the big wide world!I think you are very stressed with all your adventurous experiences – very exciting! Young should we be!What about laying on the beach – and make „dolce far niente“?No time? A worried great-grandmother asks – what are you cooking – correct diet? We look forward to your next news – Grosi

  4. Pascal sagt:

    Yeah some action on our blog! Of course we try to speak as much as possible in English with each other! And yes Grosi, we had some time relaxing at the beach, but it wasn’t as comfortable as we thought until now. Since San Francisco it was mostly very windy and quite cold, so the day before yesterday we layed on the beach in pullover and jeans 😉 But we’re looking forward to have some more beach time once we’re back in LA!

    @Grosvati: Du musst nicht unsere Webadresse in das Feld URL einfügen beim Kommentar schreiben, dieses Feld wäre für eine eigene Homepageadresse gedacht, habt ihr aber nicht, könnt es also leer lassen 😉

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